Neulich war es wieder soweit: mitten im Stimmtraining sagte eine Kundin zu mir:
„Wenn ich mich nun im Meeting zu Wort melde, dann schauen mich alle an.“
„Hurra“, möchte ich schreien, „das ist toll. Sie werden endlich wahrgenommen. Nutzen Sie den Augenblick und platzieren sie Ihre Inhalte!!
Auf geht’s!“ Dann ihr Zusatz mit piepsiger Stimme: „Das gefällt mir aber nicht so gut…..“
Diese Kundin kam vor Wochen mit dem Wunsch zu mir: endlich gehört zu werden. Ihr Problem war, dass Sie in der Runde vieler Menschen nie gesehen wurde, obwohl sie mehrmals versucht hatte, ihre Stimme zu erheben. Ihr Stimmklang war sehr hell, körperlos und es war kein Wunder, dass sie in manchem Trubel nicht sichtbar wurde. Eher schon verschwand. Und nun, nach diesem offensichtlich messbaren Erfolg, DIESE Aussage. Ein Phänomen, dem ich in den Trainingsstunden oft begegne. Denn Ja: Stimmtraining ist immer ein Persönlichkeitstraining.
Das Wort Person leitet sich von dem lat. Wort personare ab, das nichts anderes bedeutet als: durchtönen. Eine Persönlichkeit wird im Klang ihrer Stimme erkennbar. Sie als Person klingen unentwegt. Mit jedem Wort, jedem Satz geben Sie auch etwas über Ihr Inneres preis. Um Ihre Stimme immer erfolgsbringend einsetzen zu können, unabhängig vom seelischen Zustand, müssen Sie lernen sich zu spüren. Sie müssen Ihr Selbst- bewusstsein aufbauen. Sie sollen Ihren Atem kennen, der für den raumgreifenden Stimmklang von elementarer Bedeutung ist. Sie müssen sich selber Raum geben. Denn außer Ihnen wird das niemand tun. Und wenn Sie das geschafft haben, dann öffnet Ihr Klang die Augen der Mitmenschen. Sie werden einen Eindruck hinterlassen, den Sie komponiert haben. Sie als Person sind Ihr Klanginstrument. Halten Sie den Taktstock fest in der Hand. Und sagen bitte Sie nicht: „Das gefällt mir nicht.“ Sagen Sie: „Es ist noch ungewohnt, aber ich werde lernen, den Applaus zu genießen.“